Lernen ohne Schule

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Lernen ohne Schule
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Wie kann man sich das Lernen ohne Schule auf Weltreise vorstellen, wenn die Kinder gar keinen normalen Unterricht bekommen?  

Das ist eine berechtigte Überlegung und genau darum soll es heute in diesem Blogartikel gehen.


Lernen ohne Schule war für uns ein aufregendes Projekt, in welches wir erstmal reinwachsen mussten, denn als wir losgereist sind, habe ich zu Stefan gesagt: wenn es nicht klappt und die Kinder kein Interesse am Lesen, Rechnen und Schreiben entwickeln, dann müssen wir die Karten neu mischen.


Nach langem Recherchieren, wie andere Familien ohne Schule lernen, stürzten wir uns in das Abenteuer Weltreise und hatten weder Schulhefte noch andere schulische Materialien dabei, die uns helfen würden, eine Struktur aufzubauen.


Ich möchte aber ganz ehrlich zu euch sein:

Wer glaubt, dass alle Kinder sich von alleine für Lesen, Rechnen und Schreiben interessieren, nur weil der schulische Leistungsdruck, das Bewerten und Beurteilen wegfällt, der irrt!


Zumindest haben Julien, Marie und Mathilda am Anfang kein echtes Interesse daran gezeigt irgendwas in diese Richtung zu unternehmen. Ich wurde innerlich unruhig, weil ich darauf gewartet habe, bis sie eine intrinsische Motivation entwickeln. Und je mehr ich mich unter Druck setzte, desto mehr spürte ich, dass lernen ohne Schule eine echte Herausforderung wird und ich auf keinen Fall als Mutter die Rolle einer Lehrerin einnehmen kann und möchte.


Nach vielen Gesprächen mit Stefan haben wir gemeinsam beschlossen loszulassen und zu vertrauen. Denn manchmal passiert einfach nicht das, was ich will, weil einfach noch nicht der richtige Moment dafür ist. Ich habe vertraut, dass alles zu seiner Zeit kommt und dann soll es so sein. Es war für uns Eltern auch kein einfacher Prozess, denn in der Theorie hörte es sich ganz einfach an:


Wir vertrauen unseren Kindern und unsere Kinder werden Vertrauen in sich haben.


Und was ist wenn nicht? Wie sieht das Leben ohne Schule und Bildung aus?

Auch ich musste lernen diesen Schritt zu gehen und habe zum Glück Stefan an meiner Seite, der mich immer wieder dran erinnert, wie weit wir noch gehen können und wie weit wir bereits gekommen sind. Er kann sehr gut zurückblicken und schauen was wir bereits erreicht haben, welche Ängste wir überwunden haben und wie vielen Kritikern wir uns stellen mussten.

Es fühlte sich plötzlich so befreiend an, einfach abzuwarten was passieren wird.
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Alle drei Kinder hatten schon längst mit dem lernen begonnen, aber ich habe es nicht gesehen...


Es gab diese Fächer nur nicht in der Schule.

Persönlichkeitsentfaltung, Umweltbewusstsein, Menschlichkeit, Ernährung/Gesundheit, Finanzkompetenz, Glück, Achtsamkeit....

All diese wundervollen Dinge sind in den Kindern immer größer geworden und ich konnte quasi dabei zusehen, wie sie sich entfalten und der Stolz in mir wurde immer stärker. Das sind die schönen Seiten des Reiselebens und ich konnte immer mehr verstehen, was lernen ohne Schule bedeutet.



Ich möchte euch von einem Schlüsselerlebnis in Neuseeland erzählen,

als Marie (damals war sie 8 Jahre alt) das erste Mal in ihrem Leben das Rechnen als wichtig erachtet hat.


Wir standen mit unserem Mietwagen und Zelt mutterseelenallein an einem See und haben uns diesen Ort als unseren Schlafplatz ausgesucht.

Tür auf, lüften, brüllen, nach Spielmöglichkeiten suchen. In der Regel sind es dann Steine, Sand, Wasser, Baumstämme... und alle was die Natur so hergibt. Da kam Julien auf die Idee einen kleinen Damm, aus den 30 m entfernten Steinhaufen zu bauen. Er beäugte die Stelle, wo das Konstrukt erbaut werden sollte, schickte aber seine Schwestern los, um die Steine zu holen. Marie nahm jeweils zwei Handball große Steine in die Hand. Die Strecke zum Wasser musste sie mehrmals gehen und war nach 6x hin und her laufen ganz schön erschöpft. Sie setze sich auf den Boden, schaute mich an und sagte:

Wie häufig muss ich denn hier noch diese blöden Steine schleppen??? Kannst du mir nicht helfen Mama? Denn dann sind es doppelt so viele auf einmal, in gleicher Zeit und der Damm wird schneller fertig!“


Wir fingen an zu rechnen, weil sie einen Sinn darin erkannte!


Mathematik ist im Alltag überall versteckt und ich bin natürlich nicht jedes Mal am See, wenn ich gerade mit meinem stark aktivem Kind etwas rechnen möchte. Seitdem fingen wir an den Alltag und das Leben zum Lernen zu nutzen.

-beim Kochen/Backen in der Küche

-beim Errechnen von Kilometern, die wir noch fahren müssen

-bei der Verhandlung nach Taschengelderhöhung

-beim Umrechnen in die neuen Währung wenn wir ein neues Land eingereist sind

-beim Bezahlen in Restaurants

....

Lernen ohne Schule ist definitiv kein Urlaub.


Ich bin als Mutter immer auf Achse, um zu schauen, dass das Umfeld genug Input für die Kinder bietet. Stefan ist dann derjenige, der die...sagen wir mal unangenehmeren Sachen, wie Strategien übernimmt. Denn so ganz ohne Stift und Zettel geht es dann doch nicht immer.


Auf naturwissenschaftlicher Ebene, ist das Reisen eine hervorragende Möglichkeit für die Kinder, um über Tiere etwas zu erfahren, die sie in fernen Ländern gesehen haben. Es entspricht dann zwar nicht dem Lehrplan der 3. oder 4. Klasse, aber ich behaupte einfach mal, dass unserer Kinder ganz gut über Walhaie, Kakadus oder den Unterschieden zwischen giftigen Rotrückenspinnen und harmlosen Huntsmanspinnen Bescheid wissen.


Als Mathilda uns ganz deutlich signalisiert hat, dass jetzt gerade Buchstaben dran sind, in dem sie versucht hat alle möglichen Wörter zu entziffern, musste schnell eine Strategie her. Weder ich noch Stefan sind Lehrer und viele Dinge aus meiner Schulzeit habe ich vergessen. Welche Buchstaben sind einfach auszusprechen? Wie bringe ich Mathilda (7) das Lesen bei? Da war doch was mit Fu und Fara....?!


Ich musste mir Hilfe holen.


Und an dieser Stelle ein riesengroßes DANKESCHÖN an alle Lehrer dieser Welt, die mit einer Engelsgeduld im Schnitt 20 Schülern gleichzeitig beibringen, wie aus Silben Wörter werden und was der Unterschied zwischen verbalen und nonverbalen Lauten ist.

Mittlerweile hält mir meine kleine Tochter täglich den Spiegel vor, als ob sie mir damit sagen wollen würde: „Schau wie ungeduldig du bist!“ ,vermutlich bin ich deswegen keine Lehrerin geworden.


Lernen ohne Schule mit größeren Kindern funktioniert mithilfe des Internets wunderbar.

Ergänzend nutzen wir online Schulprogramme wie Sofatutor, Scoyo oder Anton.

Dazu schauen die Kinder auch Bildungsserien wie Anna und die wilden Tiere, Checker Tobi oder die Sendung mit der Maus.


Und wisst ihr was ihr Lieben, im Laufe der letzten Reisejahre, kann ich euch wirklich sagen, dass nicht der Besitz an materiellen Gütern eine kleine Kinderseele erhellt, sondern die Liebe der Eltern.

Je lockerer wir sind, desto entspannter sind auch die Kinder.

Wenn wir den Kindern Aktivitäten anboten, die ihren physischen und geistigen Bedürfnissen entsprachen, dann waren sie immer diszipliniert! Ja, wirklich!

Weder Julien noch Marie oder Mathilda brauchte Regeln oder äußerer Verpflichtungen, um selbständig einer anstrengenden Arbeit nachzugehen.

Lernen ohne Schule ist definitiv eine Challenge für Eltern und bestimmt nicht immer leicht, aber eine großartige Gelegenheit sich frei und in seinem Tempo entfalten zu können. Allein das Kind weiß, was seiner Entwicklung guttut!

Wir schaffen dafür den Rahmen und begleiten aktiv.

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