Seit 2016 reisen wir um die Welt. Drei Kinder und zwei Backpacks im Schlepptau. Das Reisen kostet Geld und immer wieder stellt sich die Frage, wie so eine Weltreise finanziert werden kann. Wie funktioniert das mit dem Geld?
Was für uns 2015, ein Jahr vor der Reise, ebenfalls ein großes Mysterium war, kann ich heute relativ einfach aufschreiben. Berichten wir neuen Bekanntschaften von unserem Reiseleben, zieren sich viele die Frage nach dem Geld zu stellen. Nicht selten kommt ein scherzhafter Kommentar "Habt ihr im Lotto gewonnen?", den sich natürlich der Fragestellende gleich selbst beantworten kann. Wir haben nicht im Lotto gewonnen und dennoch bleibt die Frage im Raum stehen. Andere fragen auch schon mal nach unserem Beruf oder einem Erbe.
Meine Frau Katrin ist Physiotherapeutin und war gemeinsam mit einer Hebamme in einer Praxis in Hamburg Volksdorf. Mich hat es nach dem Abitur auf die kaufmännische Schiene geführt. Ich habe einige Jahre im Einkaufswesen und Marketing verbracht, bevor wir zur Reise unseres Lebens gestartet sind.
40.000 Euro für ein Jahr
Unser Plan 2016 war wie folgt: Wir wollten ein Jahr Reisen (Sabbatjahr vom Arbeitgeber war geregelt). Der Untermietvertrag in der Praxis meiner Frau wurde gekündigt. Unser Haus (Eigentum mit Darlehen), haben wir vermietet. Die Mieteinnahmen gingen 1:1 an die Bank fürs Darlehen. Wir haben früh unser Auto verkauft (15.000 Euro) und uns von vielen Dingen gelöst. Statt eines neuen, größeren TV's, haben wir das Geld in die Spardose gelegt. Jede Anschaffung wurde überdacht und die Spardose immer voller. Am Ende des Jahres standen 40.000 Euro für ein Jahr Reisen zur Verfügung. Unsere Fixkosten in der Heimat haben wir auf ein absolutes Minimum reduziert.
Aus einem Jahr wurden viele Jahre und auch das Ersparte neigt sich mal dem Ende zu. Wir brauchten eine andere Lösung.
Es wurde finanziell eng
Nach wenigen Monaten des Reisens durch Asien wurde uns schnell klar, dass das neue Reiseleben sich gut anfühlt. Wir hatten Lust auf mehr erleben und länger reisen. Doch dafür reichte das Ersparte nicht mehr. Wir brauchten eine dauerhafte, ortsunabhängige Einnahmequelle. Während der Reise trafen wir reisende Familien, die bereits online arbeiteten. Schnell war uns klar, dass wir auch diesen Weg einschlagen mussten. Das Internet bot neue Geschäftsmodelle, lässt große Distanzen überbrücken und online Angebote fanden immer mehr Anklang in der Gesellschaft.
Wir begannen mit zaghaften Versuchen und einem schlechten unternehmerischen sowie finanziellen Mindset. Unterwegs haben wir jede falsche Abzweigung genommen und viel Lehrgeld bezahlt. Am Ende blieben wir immer ausdauernd, lernen bis heute dazu und wurden belohnt mit einem nun funktionieren Online Unternehmen.
Die Idee: Katrins Sportkurse online anbieten
Was heute simpel klingt, war in Wahrheit ein langer Weg mit vielen Rückschlägen. Wir wussten, dass zur damaligen Zeit bereits online Sportangebote existierten. In einer Zeit lange vor Gymondo und Apples Sportangeboten, konnten wir uns mit einer Nische im deutschsprachigen Raum gut zurechtfinden. Katrins Tätigkeit als motivierende Physiotherapeutin und Trainerin, war unser Business Konzept. Ganz einfach: Wir verdienen unser Geld, weil die Menschen online mit Katrin Sport treiben.
Aus der anfänglichen Idee eines 30 Euro Monatsabos für hunderte Menschen wurde im Laufe der Jahre ein Kurskonzept für Kleingruppen zu einem Hochpreisangebot. Die ganze Strategie und Hintergründe für dieses Konzept würden den Rahmen sprengen.
Zwei vorherige Versuche E-Books zu verkaufen, bei Amazon Kerzenständer zu verkaufen und über Affiliate Einnahmen unsere Reise zu finanzieren, sind weniger erfolgreich gewesen. Die meisten Businessideen haben uns mehr Geld gekostet, als sie uns je eingebracht haben. Beispielsweise zahlt uns YouTube bei knapp 10.000 Abo's jeden Monat zwischen 20 und 50 Euro aus. Das reicht nicht mal für eine neue Drohne. Aber viele dieser Projekte und Initiativen helfen uns beim Weiterkommen und Lernen.
Lernen, lernen lernen
Online zu arbeiten, bedeutet, sich ständig neu anzupassen. Permanent ergeben sich neue Möglichkeiten, verändern sich technische Plattformen oder die liebe EU zaubert neue Datenschutzbestimmung aus dem Hut. Nie wird es langweilig. Nach ungefähr einem Jahr online arbeiten hatten wir den Break-even erreicht. Erstmals hielt sich unser Kontostand in Waage, statt ein schmelzender Eisberg im Mittelmeer zu sein. Ein weiteres Jahr danach, hatten wir die Prozesse und unser Mindset so weit entwickelt, dass wir unser Reiseleben damit finanzieren konnten.
Erfolg macht sexy
Nach unendlichen Nachtschichten mit E-Mail Marketing, Videoschnitt und Homepage gestalten, hatten wir Zeit durchzuatmen. Unsere Instagram Reichweite hatte sich durch die Attraktivität des Reisens und die Regelmäßigkeit auf knapp 10k Follower aufgebaut. Immer mehr Anfragen kamen aus der Community, ob wir beim Aufbau eines Online Business helfen könnten. Daraus entstand der Consulting-Bereich - die Masterclass. In 16 intensiven Wochen betreuten wir seit mehreren Jahren unsere Klienten und begleiten sie zum eigenen Online Kurs. Exakt nach der Strategie, die wir für Katrins Sportkurse jeden Tag anwenden.
Im Laufe der Jahre hat sich der Online Business Markt stets verändert. Während 2017 noch die wenigsten eine Idee vom Online arbeiten hatten, sind aktuell schon viele ihre ersten Schritte gegangen. Sich eine Webseite zu erstellen und online sichtbar zu werden ist heute leichter, als es vor Jahren noch der Fall war. Entsprechend hat sich unser Angebot auch stetig an den Markt angepasst.
Seit 2023 kamen erste Bücher im Sportbereich dazu und das Coaching wird nur noch auf Anfrage angeboten.
Multiple Einkommensströme aufbauen
In den letzten Jahren stieg die Social Media Reichweite und ausgewählten Kooperationspartnern bieten wir Werbeplatzierungen an. Unser Podcast und Blog wachsen konstant und generieren ebenfalls Einnahmen. Das bietet unseren Werbepartnern Cross-Channel-Marketing Optionen. Oft buchen unsere Partner eine Kombination aus Instagram Werbung, einem Blog Beitrag und einem YouTube Video. Seit 2021 leben wir auf Zypern und haben durch unsere, erstmalige feste Anschrift auch die Möglichkeit physische Produkte zu erstellen. Eine Herausforderung, besonders im Prozess der Bemusterung von neuen Produkten, die nur Reisende kennen. Unser Label haben wir nach unserer Lieblingsfrucht, dem Granatapfel, benannt. Zur Gründung von "Pomegranate" haben wir symbolisch von unseren Freunden einen Granatapfel Baum im Garten gepflanzt bekommen.
Die Achterbahnfahrt des Lebens
Die letzten Jahre haben uns maximal aus unserer Komfortzone gebracht. Wir kommen beide aus klassischen Angestellten-Familien und kamen nie in Berührung mit der Selbstständigkeit und Unternehmertum bzw. Investitionsentscheidungen. Die geografische Reise um die Welt hat eine innerliche Reise mit sich gebracht. Wir wachsen stetig mit den Herausforderungen, lernen neue interessante Menschen und Kulturen kennen und vertrauen ins Leben. Dabei haben wir seit 2016 viele Höhen und Tiefen durchlebt. Haben uns rückläufige Verkaufszahlen damals aus der Ruhe gebracht, verstehen wir heute, sie als Achterbahnfahrt des Lebens anzunehmen. Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen. Der Regen gehört ebenso dazu.
Unser Weg
Das Reisen hat uns gelehrt, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Viele Länder der Welt funktionieren anders als die Heimat. Sie sind anders, aber sie funktionieren. Je vorurteilsfreier wir an eine neue Sache rangehen, umso mehr Lernpotenzial bietet sie. Neues auszuprobieren und eigene Erfahrungen sammeln zu dürfen, hat sich in den letzten Jahren als richtiger Weg für uns erwiesen. Die Geschwindigkeit und die Route auf diesem Weg bestimmen wir selbst. Und genau das fühlt sich für uns aktuell nach Freiheit an.